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Was ist Remi-Haar?
Kaum ein Anbieter versäumt es, den Begriff Remi-Haar, einige schreiben auch Remy-Haar oder Remi-Stil, in seine Werbung einzubauen. Dies betrifft deutsche Anbieter in Onlineshops oder bei Ebay ebenso wie Lieferanten im internationalen Umfeld. Tatsächlich zeigt sich jedoch, das die Wenigsten tatsächlich wissen, was es mit dem Begriff auf sich hat oder aber zumindest dessen Inhalte ignorieren. Aus diesem Grunde, und weil ich selber auch schon auf angebliche Remi-Haar-Anbieter hereingefallen sind, will ich hier etwas mehr in die Details einsteigen.
 
Was ist Remi-Haar? Remi-Haar kennzeichnet Haarersatz, Tressen, Strähnen, loses Haare, die aus echtem Menschenhaar bestehen, und bei dem die natürliche Schuppenschicht, die sogenannte Cuticula, noch erhalten ist. Näheres zum Thema Schuppenschicht finden Sie unter dem nebenstehenden Link zum Thema Haaraufbau.
 
Woher kommt der Begriff Remi? Es ist in der Tat nicht so einfach, die eigentliche Wurzel dieser Klassifizierung herauszufinden. Am wahrscheinlichsten ist folgender Ursprung: In der altägyptischen Mythologie gab es neben vielen Göttern auch einen, der für fruchtbare Bodenverhältnisse und reiche Ernten verantwortlich zeichnete. Der Sage nach bewässert er mit seinen hoffentlich reichlich fließenden Tränen das Nildelta und sorgt durch diese Bewässerung für gute Ernten. Wegen seines Tränenstroms wurde er der Weinende genannt, sein richtiger Name aber war REM oder auch REMI. Und Sie ahnen es, er hatte die Gestalt eines Fisches und wurde in der Regel mit schillerndem Schuppengewand dargestellt. Womit wir wieder bei der Schuppenschicht wären. Wie und auf welchem Wege der Gute nun seinen Weg in die Haarindustrie gefunden hat, ist eine berechtigte, aber wohl weiterhin offene Frage.
 
Wieso gibt es auch Haare ohne Schuppenschicht? Die Schuppenschicht ist ein wichtiges Element des Haares, denn die Schuppen schützen das Innere vor Austrocknung. Die transparenten Schuppen, sofern sie gut an die innenliegende Faserschicht anliegen, lassen einerseits deren Farbpigmente nach außen durchscheinen, andererseits reflektieren sie das auf das Haar einfallende Licht - das Haar glänzt seidig. Ist die Schuppenschicht aufgerauht und stehen die Schuppen ab, wirkt das Haar stumpf und krank, weil das Licht sehr ungleichmäßig an den abstehenden Schuppen reflektiert wird. Aber die Schuppen haben auch einen Nebeneffekt, der nicht immer erwünscht ist: wenn die Haare in unterschiedlicher Orientierung bzw. Wachstumsrichtung orientiert werden, verhaken sich die gegeneinanderlaufenden Schuppen ineinander, das Haar verfilzt. Was man beim Toupieren bewußt hervorruft, kann aber bei der Verarbeitung einzelner Haare sehr unerwünscht sein, weil das Sortieren und Ausrichten der einzelnen Haare sehr teuer ist. Wenn man nun die Schuppenschicht entfernt, bleibt von dem Haar letztlich neben dem Mark nur die Faserschicht übrig, die eine weitgehend glatte Oberfläche hat. Haare ohne Schuppenschicht neigen somit nicht so leicht zum Verfilzen, egal in welcher Orientierung sie aneinander liegen. Man kann somit auch gesammelte Einzelhaare, sogenannte Kämmhaare, ohne Probleme in Perücken, Haarteilen oder Strähnen verarbeiten. Wegen der kostengünstigeren Herstellung bestehen insbesondere die preiswerteren Perücken und Haarteile aus Nicht-Remi-Haaren, also Haaren ohne Schuppenschicht.
 
Woher kommen Remi-Haare? Der mit Abstand größte Anteil der auf dem Markt befindlichen Remi-Haare kommt aus Indien. Indische Haare sind aufgrund genetischer Verwandschaft dem europäischen Haar sehr ähnlich. Natürlich gibt es auch einen marginalen europäischen Marktanteil bei Remi-Haaren, einige kommen auch aus Südamerika.
 
Und die Nicht-Remi-Haare, woher kommen die? Die meisten kommen aus China. Chinesische Haare sind statistisch gesehen ziemlich dick und eignen sich daher nur sehr bedingt für viele der in Europa populären Haarfrisuren. Chinesinnen blicken deshalb oft etwas neidisch auf die lockigen Natur- und Dauerwellenfrisuren europäischen Zuschnitts, die ihnen weitgehend verschlossen bleiben. Da China aber für Haare aufgrund der Bevölkerungsgröße sowie des niedrigen Lebensstandards ein attraktiver Beschaffungsmarkt ist und Chinesen clevere Geschäftsleute sind, haben sie sich etwas einfallen lassen. Die Haare werden in einem Säurebad verdünnt, die Schuppenschicht sowie Teile der Faserschicht werden einfach abgelöst und das Haar auf ungefähr europäischen Durchmesser gebracht. Das Haar hat dann mangels Schuppenschicht auch noch den Vorteil, nicht so leicht zu verfilzen.
 
Worin besteht denn nun der Vorteil von Remi-Haaren? Wie schon oben erwähnt erfüllt die Schuppenschicht eine wichtige Schutzfunktion beim Haar. Nicht-Remi-Haar ist also empfindlicher und hat keinen Glanz, weil die nun an der Haaroberfläche liegende Faserschicht das Licht nicht reflektiert. Um diesen Nachteil auszugleichen, wird das Haar mit einer Silikonschicht überzogen, denn wer will schon stumpfe Haare. Durch die Silikonschicht glänzt das Haar wieder und ist mit bloßem Auge nicht von Remi-Haar zu unterscheiden. Nur leider hält diese Silikonversiegelung nur ein paar Haarwäschen, dann ist das Silikon ausgespült und das Haar wieder stumpf. Bei Remi-Haar passiert das nicht, die Schuppenschicht läßt das Haar bei sorgfältiger Behandlung auch noch nach vielen Haarwäschen wie am ersten Tag glänzen.
 
Also sind chinesische Haare von minderwertiger Qualität? Das kann man so ganz sicher nicht sagen. Auch Chinesinnen pflegen ihre Haare sorgfältig und wollen gerne hübsch aussehen, so daß das Haar so gut ist wie jedes andere. Aufgrund der Behandlung ist das Haar jedoch beschädigt und erfordert eine sorgfältigere Pflege. Was man angesichts des attraktiveren Preises bei den Nicht-Remi-Haaren spart, legt man durch teurere Pflegemittel schnell wieder drauf. Aber auch hier hängt es vom Verwendungszweck ab. Abnehmbare Perücken werden in der Regel nur sehr selten gewaschen, entsprechend bleibt die Silikonschicht lange erhalten, so daß die fehlende Schuppenschicht nur einen unwesentlichen, nicht wirklich ins Auge fallenden Nachteil darstellt. Anders verhält es sich da schon bei Permanent-Haarverlängerungen, die die üblichen Waschzyklen von zwei- bis dreimal pro Woche aushalten sollen. Da kann das zunächst teurere Remi-Haar die tatsächlich günstigere Alternative sein. Aber auch dies hängt von der beabsichtigten Verwendungsdauer ab. Wer nur kurzfristige Verlängerungslösungen, etwa für einen Urlaub oder für eine Promotiontour sucht, ist möglichwerweise mit Nicht-Remi-Haar bestens bedient.